Schlamassel! Ein Familienroman – Lesung mit Marcia Zuckermann
Im zweiten Erzählband des Familien-Epos, in „Schlamassel!“, erzählen die emigrierten Männer des Clans. Es geht dabei um die abenteuerlichen, exotischen und absonderlichen Exile: eine Flucht vom Bodensee über die Berge in die Schweiz in ein Leben unter einer falschen Identität. Ferner erleben wir den Exodus der Restfamilie und den erbarmungslosen Kampf um eine Heimstadt in Israel der Halbwüchsigen, die von Bord des Flüchtlingsschiffes sprangen und die drei Meilen nach Israel schwammen. Ihre Eltern landeten in einem Piratengefängnis in Mauritius anstatt in Palästina. Dem Cousin aus Berlin gelang die Flucht nach England, wo er in der britischen Armee gegen Hitler-Deutschland kämpfte. In seinem Kriegstagebuch berichtet er vom Los der Juden in der britischen Armee. Last but not least erzählt der Ich-Erzähler, der mit dem letzten Kindertransport einen Tag vor Kriegsausbruch nach England gelangte. Sein Lebensweg führte ihn später als Bibliothekar an die Universität von Wisconsin. Er nahm die Spuren der Familie auf, weil er nach seiner Mutter suchte und macht eine schreckliche Entdeckung.
Marcia Zuckermann wuchs als Tochter einer Familie aus traditionell oppositionellem deutsch-jüdischen Milieu in Berlin auf. Der Vater war Kommunist und hat als politischer Gefangener die Haft von 1933 bis 1945 und so den Holocaust durch die Solidarität seiner Genossen im KZ Buchenwald überlebt. Die nichtjüdische Mutter war im Berliner Widerstand aktiv und hat u.a. geholfen, Verfolgte aus Deutschland über die Ostsee nach Schweden zu schleusen. 1958 musste die Familie als verfolgte kommunistische Dissidenten von Ost nach West-Berlin fliehen.